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Wir sind jetzt innerhalb von drei Tagen bei zwei Poetry Slam Veranstaltungen gewesen. Gestern Abend fand im Theater Heilbronn das Finale der Ü20-Meisterschaften statt und wie schon die Auftaktveranstaltung, wurde das Finale von Nektarios Vlachopoulos und Philipp Herold moderiert.
Schon vorm Haupteingang tippte Nektarios Martin von hinten an der Schulter an, grinste und meinte dass Luis weiter ist. Was er uns damit auf die Schnelle sagen wollte, der CSS-Schüler Luis Schulz - Lokalmatador aus Neckarsulm - hatte sich gerade eben im BOXX bei den U20-Meisterschaft erfolgreich gegen seine Konkurrenz durchgesetzt. Gratulation an Luis Schulz.

Am Eingang gab's dann gleich noch den obligatorischen Poetry-Slam-Stempel, wobei dieser tatsächlich das beschrieb, was uns gleich bevorstand "POETRY SLAM".

Die Veranstaltung startete mit ein paar Minuten Verspätung und nahm dann aber sehr schnell an Fahrt auf. Zur Einstimmung wurde als Special Feature der Slampoet und Comedian Sebastian 23 auf die Bühne gebeten, wo er uns auf den Abend einstimmte. Zur Jury wurden willkürlich 10 Leute aus dem Publikum gewählt, die Wertungstafeln erhielten, mit denen sie Noten von 0,0 bis 10 vergeben konnten. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass damit das Publikum ausgeschlossen wurde, aber nein, das Publikum wurde explizit aufgefordert, die Wertungen auch gleich entsprechend zu kommentieren. Zu niedrige Noten durften ausgebuht und passend hohe Noten mit entsprechendem Applaus belohnt werden. Die jeweils schlechteste und beste Note wurden gestrichen, um die Wertung von der Oma und der Ex-Freundin auszuschließen und anschließend alle Punkte addiert.

Am Vorabend des Finales fanden die beiden Halbfinale in Heilbronn - im Schießhaus und im BOXX - statt. An jedem Halbfinale nahmen zwölf Poeten teil, aber nur vier wurden zum Finale weitergeschickt. Wir hatten also acht Starter und jeder hatte maximal 6 Minuten Zeit um uns von sich zu überzeugen. Die acht Teilnehmer wurden neu in zwei Gruppen aufgeteilt und traten zuerst innerhalb der Gruppe gegeneinander an. Die Gruppengewinner kamen direkt weiter und dann gab es noch einen glücklichen dritten Teilnehmer. Hier ging es um die Punktewertung der Gruppenzweiten.

Bis zur Pause hatten wir also alle Teilnehmer kennengelernt. Martin meinte in der Pause zu mir, dass er gerne etwas mehr gesellschaftskritische Texte gehört hätte. Immerhin zwei der drei Teilnehmer des abschließenden Stechens hatten schon in der Vorrunde ein wenig Gesellschaftskritik geübt. Sylvie Le Bonheur mit ihrem Text über die Legalisierung der Prostitution in Deutschland und Stefan Unser mit seinem Zwiegespräch mit einem Freund in der Straßenbahn über die Gedankenlosigkeit.

Nach der Pause wurde nochmal Sebastian 23 auf die Bühne gebeten und stimmte uns auf das nun folgende Stechen um den Meistertitel ein.
Als Teilnehmer standen nun fest:

  • Stefan Unser
  • Sylvie Le Bonheur
  • Hanz

und sie mussten in aufsteigender Punktewertung gegeneinander antreten.

Stefan Unser brannte mit seinem Text "Indianer" dafür, die Sache wieder beim Namen zu nennen, ihn stören die in Zuckerwatte gebetteten Worte. Er findet wir werden mit den Verweichlichungen in der Sprache ruhiggestellt, schließlich klingt es ja auch besser, wenn man von humanitärer Intervention, anstatt direkt von Krieg spricht. Für seinen Vortrag erhielt er dafür von der Jury ganze 75,0 Punkte.
Sylvie Le Bonheur brachte eine kurze prägnante depressive Autobiographie zum Besten, die ihr 72,7 Punkte einbrachte.
Hanz erzählte zuerst von all den Hochzeiten, zu denen er geht und was er in diesem Zug von Kindern hält und warum er keine eigenen möchte und dass er sich die Taktiken der Kinder (kurze Reime und ganz oft Warum fragen) abgeschaut hat und damit sogar ein über 30 minütiges Bewerbungsgespräch erfolgreich absolviert und damit sogar gleich den Job als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Fachhochschule bekam. Er appellierte, dass man nicht über diejenigen Urteilen soll, die keine Kinder wollen, sondern einfach "Warum" fragen soll. Sein Text brachte ihm 74,2 Punkte ein.

Somit wurde auch bei den Ü20 der Lokalmatador Landesmeister. Sylvie Le Bonheur erhielt als Trostpreis eine Flasche Bier, Hanz den Pokal für den Zweitplatzierten und Stefan Unser erhielt den Meisterschaftspokal. Damit ist Stefan Unser für die internationale deutschsprachige Meisterschaft im November in Stuttgart nominiert.